Feline Infektiöse Peritonitis (FIP)

Wie entsteht FIP?


FIP ist eine bis vor kurzem immer tödlich verlaufende Viruserkrankung. Sie entsteht, wenn das hoch ansteckende feline Coronavirus (FCoV), das in etwa 80% aller Katzen zu finden ist, mutiert und FIP auslöst. (1, 2) Solch eine Mutation entsteht allerdings nur in einem geringen Teil der mit FCoV infizierten Katzen. (2) Nicht mutiert ist das FCoV harmlos und löst meist keine Symptome aus, in seltenen Fällen kann es zu leichtem Durchfall oder Erbrechen kommen. (1, 2)

Wichtig zu wissen ist, dass FIP, einmal ausgebrochen, nicht ansteckend ist. (2)

Was sind Risikofaktoren für FIP?


In der Regel tritt die Erkrankung bei immungeschwächten Katzen auf, besonders häufig erkranken junge Tiere und Senioren. Oftmals sind Stresssituationen ein Auslöser für die Erkrankung, wie zum Beispiel ein Umzug, Familienzuwachs oder Tierarztbehandlungen. (1)

Weitere vermutete Gründe sind unter anderem das Zusammenleben von grösseren Katzengruppen, wie es beispielsweise in Tierheimen, Pflegestellen oder Zuchten der Fall ist. Zusätzlich gibt es verschiedene FCoV Stämme, die ein unterschiedliches Risiko zu FIP-auslösenden Mutationen zeigen. (1)

Was sind Symptome von FIP?


Die meisten Symptome von FIP sind unspezifisch und von Katze zu Katze unterschiedlich. Trägheit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Fieber und angeschwollene Lymphknoten gehören zu den häufigsten Symptomen. (1, 2) Es gibt noch viele weitere, hier nicht aufgeführte Symptome, die bei einer FIP Erkrankung auftreten können. (1, 2)

Es gibt vier unterschiedliche Formen der FIP. Mischformen sind möglich und können sich auch noch im Verlauf der Erkrankung entwickeln.

Beispiele für Symptome der einzelnen FIP Formen:

  • Feuchte FIP: Erguss im Bauchraum oder Brusthöhle (Thorax), blasse Schleimhäute,Herzprobleme, Atemprobleme. Wasser in der Lunge ist bei FIP eher untypisch und sollte weiter diagnostisch abgeklärt werden.
  • Trockene FIP: Gelbsucht, blasse Schleimhäute, gastro-intestinale Symptome, Herzprobleme, Atemprobleme
  • Okuläre FIP: Veränderung der Augenfarbe, unterschiedlich grosse Pupillen, zuckende Pupillen, grosse Pupillen, die nicht auf Licht reagieren, Blindheit (Schleier auf dem Auge), Augenentzündungen, Einblutungen im Auge
  • Neurologische FIP: Anfälle, Zuckungen, Gleichgewichtsstörungen, Gehstörungen (schwankender Gang, Einknicken der Hinterbeine), verminderte Reaktionsfähigkeit, auffälliges Verhalten wie Aggressionen, Verstecken, Katzenstreu fressen

Wie wird FIP diagnostiziert?


FIP zeigt oft sehr verschiedene, unspezifische Symptome und unterscheidet sich individuell bei jeder Katze, was eine eindeutige Diagnose erschwert. (1, 2)

FIP ist eine Ausschlussdiagnose. Daher gilt: Auch bei FIP Verdacht ist eine weitere Diagnostik basierend auf den vorliegenden Symptomen nicht zu vernachlässigen (zum Beispiel immunbedingte hämolytische Anämie (IHA), Toxoplasmose oder ein Lebershunt) und sollte mit dem Tierarzt besprochen werden.

Diagnostische Tests beinhalten unter anderem bestimmte Bluttests, Ultraschall und die Untersuchung der Ergussflüssigkeit. Das diagnostische Vorgehen muss dabei auf die individuelle klinische Präsentation der Katze angepasst werden. (1, 2)

Blutbild:

  • geriatrisches Blutbild
  • Serum Elektrophorese (Eiweiss Elektrophorese)
  • FCoV Antikörpertiter
  • Hämatologie
  • Serum-Amyloid-A (SAA) Wert
  • (NT-ProBNP Wert bei Verdacht auf Herzerkrankung)

Ultraschall / Röntgen:

  • zur Beurteilung eventuell vorhandener Aszites, Zustand der Organe, Lymphknoten, etc.
  • Gegebenenfalls Herzultraschall bei Thorax-Erguss zum Ausschluss möglicher Herzerkrankungen

Bei Aszites (Flüssigkeit Bauchraum / Thorax)

  • sofern möglich Punktion für Real Virus PCR. Hier empfiehlt sich eine zytologische, bakteriologische und virologische Untersuchung der Proben, idealerweise durch immunhistochemische Färbung.

Wie wird FIP behandelt?


Es gibt keine offiziell zugelassene Behandlung für FIP. Allerdings wurde die Wirksamkeit und Sicherheit des Wirkstoffes GS-441524 in mehreren klinischen Studien mit FIP-erkrankten Katzen gezeigt. (3, 4) Der Anteil geheilter Katzen liegt bei ca. 85%. Häufige Gründe für ein Behandlungsversagen sind zum Beispiel eine FIP Fehldiagnose, mangelnde Diagnosenstellung, falsche Dosierung/Unterdosierung, gleichzeitiges Auftreten von anderen Erkrankungen und Resistenzen gegen die Behandlung. (5) Ausserdem können ein zu später Therapiestart oder ein frühzeitiges Beenden der Therapie zu Behandlungsversagen führen. Die derzeit empfohlene Therapiedauer beträgt mindestens 84 Tage.(3, 4)

GS-441524 wird entweder oral oder durch subkutane Injektionen verabreicht. (3, 4) Die Dosierung und Darreichungsform richtet sich nach Form und Schwere der FIP Erkrankung, sowie dem Vorliegen von gastro-intestinalen Symptomen.

Quellen:

(1) Thayer V, Gogolski S, Felten S, et al (2022) 2022 AAFP/EveryCat Feline Infectious Peritonitis Diagnosis Guidelines. Journal of Feline Medicine and Surgery; 24(9). 

(2) Felten S, Hartmann K (2019) Diagnosis of Feline Infectious Peritonitis: A Review of the Current Literature. Viruses; 11:1068. 

(3) Pedersen NC, Perron M, Bannasch M, et al (2019) Efficacy and safety of the nucleoside analog GS-441524 for treatment of cats with naturally occurring feline infectious peritonitis. J Feline Med Surg; 21(4):271-281. 

(4) Krentz D, Zenger K, Alberer M, et al (2021) Curing Cats with Feline Infectious Peritonitis with an Oral Multi-Component Drug Containing GS-441524. Viruses; 13(11): 2228.

(5) Pedersen NC: Summary of GS-441524 treatment for FIP. School of Veterinary Medicine, University of California, Davis.